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Andrea Cicalese: Das Leben fließen lassen

Erst 18 Jahre jung und schon am Beginn einer großen Karriere: Andrea Cicalese startet derzeit als klassischer Geiger durch. Der Anfang in München war für den gebürtigen Neapolitaner nicht immer leicht, die Musik wurde sein Rettungsanker. Bei seinem ersten Solokonzert mit den Münchner Symphonikern in der Isarphilharmonie geht für ihn ein Traum in Erfüllung.

Ein junger Mann auf einer Terrasse im Freien, er lacht in die Kamera und hält eine Geige hoch. Auf seinem Tshirt steht „Try your best“.
Gute Laune und die Geige in der Hand: Andrea Cicalese vor der Halle E Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig

Zum Gespräch erscheint Andrea Cicalese im weißen Shirt mit der Aufschrift „Try your best“. Sein Lebensmotto? „Nö, einfach nur ein Spruch!“, kontert der 18-Jährige mit einem Lächeln. Er lasse das Leben lieber fließen, als es zu kontrollieren, aber die Richtung gebe er selbst vor.

 

Als Siebenjähriger zieht Cicalese mit seinen Eltern von Neapel nach München, der Neubeginn ist hart. Er kann „null Deutsch“ und wird zum Außenseiter. Seine Eltern, passionierte Musikfans, haben schließlich den rettenden Gedanken: Musikunterricht soll ihrem Sohn Halt und Freude in dieser schwierigen Phase geben. Ihr Plan geht auf: Cicalese lernt das Geigespielen noch vor der deutschen Sprache und findet durch die Musik einen Weg, sich mitzuteilen. 2023 macht er das Abitur am musischen Pestalozzi-Gymnasium, drei Tage vor den Mathe-Prüfungen gibt er sein erstes wichtiges Konzert in der Berliner Philharmonie. Während andere nach dem Abi erst mal abhängen, spielt der junge Mann Solo-Recitals, auf Festivals und macht Pläne mit einem großen Musiklabel.

Ein junger Mann von hinten, er läuft den Gang des leeren Konzertsaals entlang und spielt Geige.
Klang und Raum werden gleich an Ort und Stelle getestet. Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig
Ein junger Mann läuft im Gang des leeren Konzertsaals und spielt auf seiner Geige.
Andrea Cicalese bekommt einen kleinen Vorabeindruck von der Isarphilharmonie. Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig

„In der Isarphilharmonie zu spielen war immer mein Traum. Ich habe viele meiner Idole hier bei Konzerten erlebt. Jetzt im größten Saal der Stadt aufzutreten, in der ich mit Geige angefangen habe, ist einfach das Beste!“

Wie kann ein junger Mensch so schnell mit solchen Erfolgen wachsen? Innerlich habe er sich schon viele Jahre auf eine Karriere als Geiger vorbereitet, erzählt Cicalese offen und selbstbewusst. Schon früh habe er gespürt, dass ihm das Geigenspiel sehr natürlich von der Hand gehe: „Ich habe gemerkt, dass ich gut bin, und wollte schon immer Profimusiker werden.“ An diesem Ziel arbeitet er jeden Tag intensiv und fährt seit 2020 einmal pro Woche nach Karlsruhe, wo er bei Josef Rissin an der Musikhochschule studiert. Gefühle offen zum Ausdruck zu bringen und sich mit Menschen zu verbinden, das zählt für Andrea – nicht nur in der Musik: „Gute Leute um mich zu haben, ist das Wichtigste in meinem Leben.“

Andrea Cicalese und die Münchner Symphoniker

27.10.2024 | 15:30 Uhr | Isarphilharmonie

Liebend gern möchte der Geiger seiner Heimatstadt Neapel und ihren Menschen, die ihm so viel bedeuten, etwas zurückgeben – vielleicht mal ein eigenes Festival dort organisieren oder im geschichtsträchtigen Opernhaus auftreten. Für den Moment ist er voller Vorfreude auf sein Debüt in der Isarphilharmonie, wo er ein Konzert von Max Bruch spielt. Familie aus Italien ist bei seinem Heimspiel in München natürlich mit von der Partie.

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